Teil 9

"Echt? Was denn für welche?", ihr wurde auf einmal klar, dass Avanis und ihr Weg sich hier wieder trennen könnte.

"Er hat gemeint, dass er erst nach Katan will, wo er seinen Onkel dazu bringen will ihm sein Erbe auszuhändigen, dann nach Rondo, sichergehen dass seine Freunde noch da sind und sich von der Uni ausschreiben, falls das nicht schon geschehen ist.", antwortete Melanor ihrer Schwester. "Ich glaube am liebsten würde er in Rondo bleiben... Aber dazu hat er noch nichts gesagt."

Ihr war klar, dass Avani Hama folgen würde und es gab ihr einen kleinen Stich ins Herz.
"Hmm okay.", doch sie zwang sich zu lächeln. Sie wollte den anderen keinen Kummer mehr bereiten. Ein weiteres Bild einer Person huschte durch ihre Erinnerungen. Askor....könnte er mir helfen? Schlag dir das aus dem KOpf! Er ist das Böse in Person!...aber vielleicht...

"Wo wir gerade von Hama reden.. seit wann sind er und Avani denn ein Pärchen?!", fragte Melanor stirnrunzelnd. "Sie sah flüchtig zu den beiden hinüber.

"Ich hab keine Ahnung!", entgegnete sie lachend. "Ich weiß es auch erst seid heute...kann aber noch nicht lang sein Avani kann sowas nicht für sich behalten."

"Hmm... Sieht irgendwie lustig aus", meinte Melanor. "Naja, wie's aussieht ist ja nicht so wichtig."
Langsam begann die Sonne schon wieder hinter dem Horizont zu verschwinden. Die kleine Insel war längst außer Sicht und der Schreck war vergessen. Nur Hama und die Schiffsbesatzung würden wohl noch lange an diese Insel denken.
"Ich geh' wieder runter... Hier wirds langsam kalt", sagte Melanor . "Bleibst du noch ein bisschen hier? Dann hohl ich uns beiden eine Jacke oder so."

"hmm..ja ich würde gerne noch hier oben bleiben.", sie sah den Sonnenuntergang zu und bewunderte seine Pracht. Schon als kleines Kind hatte sie Sonnenuntergänge geliebt.

Melanor kletterte runter, holte ihren Mantel und Maureens Jacke und kletterte wieder zu ihr Hoch. "Hier", sagte sie und streckte Maureen ihre Jacke entgegen.
Das Schiff schien langsam leer zu werden, weil viele Seemänner sich jetzt in ihre Hängematten legten, nachdem die Nachtschicht aufgeteilt wurde. Obwohl es noch nicht sehr spät war, kam es Mel so vor, als wäre es kurz vor Mitternacht, nachdem die Sonne utner gegangen war.

"Sag mal Mel...unsere Mutter...die war doch Apothekerin, nicht wahr? Welche Sorten von Tränken gibt es eigentlich."
Vielleicht liegt die Lösung doch viel näher....

"Ach, da gibts eigentlich fast alles. In Katan haben wir alles für Kopfschmerzen bis zu schweren Verletzungen. Liebestränke, beziehungsweise so etwas ähnliches, gibt es auch, außerdem gibt es ganz seltsame Tränke mit noch seltsameren Nebenwirkungen die dich für Kurze Zeit schneller rennen lassen und so weiter. Also eigentlich gibt es für so ziemlich alles irgendeinen Trank", antwortete Melanor. "Wieso fragst du? Brauchst du was bestimmtes?"

"Ein Trank der meine Kräfte wieder herstellen könnte.", sie sagte es einfach direkt heraus, denn hielt es nicht mehr aus.

"Was? Ich dachte, dass du die schon wieder hast!", sagte Melanor verblüfft. "Weil... Der Geist doch aus Gulduriel vertrieben wurde..."

Maureen schüttelte den Kopf. "Dachte ich auch...aber dem ist nicht so und jetzt habe ich keine Chance mehr mit dem Geist zu verhandeln"

"Hm... verdammt... Ich suche was, sobald wir in Katan sind, aber von einem Trank, der einem magische Kräfte verleiht, hab ich noch nie gehört, aber vielleicht gibt's einen." Melanor dachte einen Moment nach. "Ich such einfach, vielleicht finde ich ja etwas sinnvolles."

"Danke. Ich glaube im Moment würde ich fast alles dafür tun...", sie seufzte und lächelte ihre Schwester an.

"wie... wie fühlt sich da eigentlich an, wenn man keine Kräfte mehr hat?", fragte Melanor.

"Schwer zu beschreiben. So als hättest du zu einem Teil deiner Seele keine Verbindung mehr. Du weißt das er da war und jetzt ist da gar nichts mehr. Es ist nicht so als käme ich nicht dran sondern so als wäre es gar nicht da....", sie saß steif neben ihrer Schwester, weil sie Angst hatte runter zu fallen wenn sie sich zu doll bewegte.

Melanor sah ein Weilchen Bedrückt zu Boden. "Das kann ich mir irgendwie kaum vorstellen", sagte sie dann und seufzte. "Ich geh wieder runter. Langsam wird 's wirklich zu windig." Ihre Schwester folgte ihr, als sie von dem Netz runter kletterte.

Maureen folgte ihrer Schwester über das Deck. Sie wusste nicht wohin sie gehen sollte, vielleicht war Ilmar sauer auf sie.
Ich wäre bestimmt sauer wenn jemand sich so doof verhalten würde wie ich.

Ziemlich hilflos und verloren stand Ilmar in der Dunkelheit an der Reling, denn etwas besseres gab es nicht zu tun. Er sah nicht aufs Meer, denn man erkannte sowieso nichts, außer Dunkelblaue und Schwarze Schemen und das verschwommene Glitzern von Sternen. Der Mond war Hinter Wolken verdeckt und dichter werdender Nebel verschlechterte Sicht immer weiter.

Melanor kramte in ihrem Gepäck und setzte sich unter eine Laterne um zu lesen. Nach einiger Zeit kam Varillo zu ihr und legte sich neben sie.

Maureen sah sich um. An der Reling sah sie die Umrisse, welche nur Ilmar gehören konnten.
Sie trat neben ihn und legte ihm eine Hand auf den Arm.
"Hey. So spät noch auf?"

Erst nickte Ilmar gedankenverloren, dann rieb er sich die Augen und sah Maureen an. "Ich kann jetzt nicht schlafen." Er zog seinen Arm unter Maureens Hand vor und legte ihn sachte um ihre Schultern. "Geht's dir besser?", fragte er besorgt.

"Ja...alles wieder gut. Entschuldige bitte. Das wird sich jetzt bessern.", sie lächelte und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.

Aurelian sah Melanor unter einer Laterne sitzen und lesen. Er ließ sich neben sie fallen und saß einfach nur da. Er wollte sie nicht stören, sondern einfach nur in ihrer Nähe sein.

Ilmar seufzte bloß. "Ach Mau... ich wünschte ich wüsste wie ich dir helfen kann."

Melanor sah kurz auf, schenkte ihm ein Lächeln und las erst einmal in aller Ruhe das Kapitel fertig, dass sie gerade angefangen hatte, dann klappte sie das Buch zu und legte es neben sich. Variello drehte nur die Ohren zu dem ungewohnten Geräusch.

"Lass gut sein. Denk einfach nicht drüber nach ich versuch auch nicht darüber nachzudenken.", sie lächelte. Maureend drehte sich um als sie ein schlürfendes Geräusch auf dem Holz hörte. "Hast du das auch gehört Il?"

Aurelian wartete still neben Melanor.

Ilmar nickte still und lauschte kurz. Das Geräusch wiederholte sich. Die beiden drehten sich um, konnten aber nichts erkennen.

Melanor rückte an Aurelian heran, legte ihren Kopf schweigend auf seine Schulter und griff nach seinen Händen.

"Was ist das!?", sie ging dem Geräusch nach. Im Schatten eines Mastest hockte ein Wesen, welches ziemlich klein war.
"Fo!? Bist du das!?"
"Bsch. Nischt verraten. Nischt wehtun."
"Keine Angst ich tu dir nichts Fo. Komm her zu mir."
"Nitsch wehtun?"
"Nein."
Fo kam ein paar Schritte auf sie zu, dann sah er Ilmar und wich wieder ein paar Schritte zurück.

Ilmar erschrak, als er das Froschwesen sah, aber es hatte solche Angst, dass er sich keine Sorgen machte. "Wenn du dich benimmst tue ich dir nichts", versprach er.

"Isch tu nischtsch. Isch bin gansch lieb. Nitsch wie mein Volk. Schie emögen mitsch nitsch, weil meine Haut kein Gift produschiert.", entgegnet er schüchtern.

Aurelian horchte auf. "Was ist denn dahinten los?"

"Keine Ahnung", antwortete Melanor, die versuchte etwas zu erkenne. Sie stand kurzerhand auf und ging mit Aurelian zu der Geräuschquelle.